Projekt "Wirtschaft durch die Zeit" abgeschlossen

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Im Februar 2022 führte der Slowenische Wirtschaftsverband das Projekt „Wirtschaft durch die Zeit" durch. Ziel des Projekts war es, die Entwicklung von Gesellschaft und Wirtschaft im Lichte der politischen Veränderungen im vergangenen Jahrhundert – von der Kärntner Volksabstimmung bis zur gemeinsamen Mitgliedschaft Österreichs und Sloweniens in der Europäischen Union – kennenzulernen. In der Webinar-Trilogie haben wir die Entwicklung dreier sehr unterschiedlicher Regionen am Schnittpunkt des deutschen, slowenischen und italienischen Sprachraums betrachtet: Kärnten, Südtirol und Triest.

Gefördert aus Mitteln der Volksgruppenförderung des Bundeskanzleramtes.


Kärnten

Der erste Teil der Trilogie ging unter dem Titel „Koroška | Kärnten - Meja kot izziv | Herausforderung: Grenze“ der Frage nach, welche Folgen die - damals neue - Grenze hatte, die ab 1920 den seit Jahrhunderten eng miteinander verbundenen gemeinsamen Lebens- und Wirtschaftsraum trennte und den Weg in die Realität, die wir heute leben. Zu den historischen Hintergründen und der daraus folgenden wirtschaftlichen Entwicklung trug Prof. Werner Drobesch von der Universität Klagenfurt vor. Die Herangehensweise von Unternehmen aus verschiedenen Branchen und Volksgruppen wurde im Folgenden von drei Mitgliedern des SGZ skizziert: Dr. Karl Hren, Direktor der Hermagoras in Klagenfurt – mit 170 Jahren das ältesten Unternehmen der Kärntner Slowenen und auch die älteste bestehende Druckerei in Kärnten – Lucijan Perger, Geschäftsführer von Perger 1757 d.o.o., das auf eine über 250-jährige Firmengeschichte und Familientradition zurückblicken kann und seinen Sitz heute in Slovenj Gradec hat und Niki Riegler, Geschäftsführer und Inhaber der Hirter Brauerei, einem der ältesten Unternehmen Österreichs.


Südtirol

Im zweiten Teil der Trilogie mit dem Titel „Južna Tirolska | Südtirol - Tradicija solidarnosti | Tradition: Solidarität“ betrachteten wir die Entwicklung bei unseren westlichen Nachbarn, von der strategischen Bedeutung Südtirols für Italien und dem Begriff „Alto Adige“ über die Annexion und Italianisierung in den 1920er und 1930er Jahren bis hin zum Kampf um Autonomie und der heutigen Europaregion Tirol-Südtirol -Trentino. Dr. Michl Ebner, Präsident der IHK Bozen, fasste in seinen Eröffnungsworten die wirtschaftliche Lage zusammen und Dr. Georg Grote, Forscher an der EURAC Bozen, konzentrierte sich auf den historischen Überblick und die politischen Hintergründe. Dr. Hansjörg Telfser präsentierte die Entwicklung eines Marmorbergbaubetriebes im Vinschgau, Laaser Marmor. Im 19. Jahrhundert wurde von hier bis nach Wien exportiert, anschließend kam in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Abbau fast zum Erliegen und heute wir Stein aus Südtirol auf der ganzen Welt verwendet. Den Kreis der Referenten komplettierte Florian Hellweger, Geschäftsführer der Sennerei Drei Zinnen. Diese ist als Genossenschaft organisiert und seit 140 Jahren erfolgreich in dieser Form tätig.


Triest

Der dritte Teil der Trilogie mit dem Titel „Trst | Triest - Pristanišče priložnosti | Möglichkeit: Hafen“ führte uns an die Adria und die Bedeutung des Hafens als Tor zur Welt. Hier, am Treffpunkt des slowenischen und italienischen Sprachraums, der mit der Stadt Triest auch historisch eng mit Österreich verbunden ist, haben wir uns mit den Potenzialen der Lage der Stadt und den Herausforderungen beschäftigt, die durch die Grenzziehung zwischen Stadt und Umland entstanden sind. Die historische Entwicklung wurde von Dr. Borut Klabjan, Professor am ZRS Koper erläutert - von der Auswahl eines geeigneten Standorts für einen Hafen an der oberen Adria bis hin zu den wiederholten Grenzverschiebungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die auch zur Schaffung einer großen slowenischen Minderheit im heutigen Italien führten. Die wirtschaftlichen Aktivitäten dieser Volksgruppe in Triest und Görz von den 1950er Jahren bis heute wurden von Dr. Igor Guardiancich, Forscher an der Universität Padua erarbeitet. Ein konkretes Beispiel aus der Praxis – die Kaffeeröstereien in Triest – stellte Fabrizio Polojaz vor, Präsident des Verbandes der Kaffeeunternehmer von Triest. In seinem Vortrag ging er auch auf die geschäftlichen Gelegenheiten für den Einzelhandel ein, die die Lage der Stadt am Meer und nahe der Grenze zum damaligen Jugoslawien hatte. Rolle, Entwicklung, aktuelle Potenziale und künftige Projekte des Hafens Triest wurden vom Schiffs- und Reedereiagenten Igor Filipcic vorgestellt. In seinem Vortrag ging er auch die logistische Leistungsfähigkeit der heutigen Terminale, die Rolle der Häfen an der nördlichen Adria (z. B. Triest, Koper und Rijeka) im globalen Bild und ihre Bedeutung für Mitteleuropa ein.

 

Sämtliche Aufzeichnungen stehen Ihnen HIER zur Verfügung.

Damit haben wir die Trilogie „Wirtschaft durch die Zeit“ abgeschlossen, die von über 100 Personen live mitverfolgt wurde und mit deren Inhalten wir in den sozialen Medien weit über tausend Menschen erreichen konnten.

Wir haben viel über die Herausforderungen und Chancen erfahren, mit denen die Menschen durch die politischen Turbulenzen des 20. Jahrhunderts konfrontiert waren. Wir haben auch von der wichtigen Rolle gehört, die die grenzüberschreitende wirtschaftliche Zusammenarbeit bei der Genesung unserer Region gespielt hat.

Wir haben auch gesehen, dass die heutigen guten nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen den Nationen und Ländern, an die wir so gewöhnt sind, eine Ausnahme in der Geschichte sind, kein Standard. Sie wurden hart erarbeitet und sind nicht selbstverständlich – wie uns auch die jüngsten Entwicklungen gezeigt haben. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Jederzeit.

Vielen Dank an alle Sprecher und Zuhörer für die Teilnahme.